Wilhelm Städtler

An mutigen Feuchtwanger Bürger erinnert

Am 11. Oktober 1934 setzten die Nazis den Landesbischof der Ev.-Luth. Kirche in Bayern, Hans Meiser, ab und versuchten, das Landeskirchenamt in München mit treuen und willfährigen Parteigenossen zu besetzen. Doch Hitler hatte mit dieser Form seiner Kirchenpolitik den Bogen weit überspannt.

Gerade in Franken erhob sich ein gewaltiger Prosteststurm gegen diese Willkür. Mit mehreren Sonderzügen fuhren v.a. Landwirte nach München, um vor Ort für die Freilassung des Landesbischofs zu demonstrieren. Im Büro des Reichsstatthalters Ritter von Epp empfahl man ihnen: „Wenn ihr protestieren wollt, müsst ihr nach Berlin!" Gesagt – getan. Am Morgen des 29. Oktobers 1934 – von 80 Jahren – marschierten 38 Männer zur Reichskanzlei in der Wilhelmsstraße.

Der Feuchtwanger Sanitätsrat Wilhelm Städtler, der die Leitung übernommen hatte, trat dem Wachposten mit den Worten entgegen: „Wir kommen aus Bayern und wollen den Führer sprechen!" Der empfing zwar die Delegation nicht persönlich, aber insgesamt zeigte der Protest Wirkung. Landesbischof Meiser und sein württembergischer Kollege Wurm wurden aus dem Hausarrest entlassen und konnte ihre Ämter wieder „frei" ausüben. Die Wiedereinsetzung der beiden Bischöfe gilt heute als einzige innenpolitische Niederlage Hitlers nach 1933!

Schade, dass bei späteren Unrechtstaten (wie etwa der sog. „Reichskristallnacht") die Menschen schwiegen. Dabei hätte geschlossenes Auftreten manches Verbrechen verhindern können!

 (Quelle: Thomas Greif, Ev. Sonntagsblatt Nr. 43, 26. Oktober 2014)