Liebe Leserinnen und Leser!
Nach dem Faschingstreiben, das in diesen Tagen nicht nur in den rheinischen „Hochburgen“ viele Menschen fröhlich und ausgelassen feiern lässt, beginnt am Aschermittwoch die Passionszeit – die Zeit, in der wir Christen uns in besonderer Weise an das Leiden („Passion“ = „Leiden“) und Sterben von Jesus erinnern. Während sich in der katholischen Tradition seit dem 11. Jahrhundert Menschen am Aschermittwoch als Zeichen der Buße ein Aschekreuz auf die Stirn zeichnen lassen, üben Christinnen und Christen aller Konfessionen in dieser vorösterlichen Zeit den Verzicht – in Erinnerung an die 40-tägige Fastenzeit Jesu in der Wüste.
Die diesjährige Fastenaktion der evangelischen Kirche steht unter dem Motto: „Leuchten! Sieben Wochen ohne Verzagtheit“. Auf den ersten Blick eine ungewöhnliche Aufforderung, verzichten doch viele Menschen in dieser Zeit eher auf Alkohol, Fleisch, Schokolade oder unnötige Autofahrten. Das tut unserem Körper gut oder unserer Umwelt und wir selbst lernen durch den Verzicht, bewusster zu leben – vor uns selbst und vor Gott.
Auf den zweiten Blick finde ich das diesjährige Motto genial, denn warum sollten wir nicht einmal ganz bewusst auf Dinge verzichten, die uns das Leben schwer machen? „Verzagtheit“ bedeutet laut dem Duden so viel wie „Hoffnungslosigkeit“ oder das „Verlieren von Mut und Zuversicht“. Und gibt es nicht so viele Dinge im Leben, die uns verzagen lassen – sei es die Umweltzerstörung, der Krieg in der Ukraine, das Erdbeben in der Türkei oder ein persönlicher Schicksalsschlag? All das ist schlimm und bedauernswert; all das lässt uns zurecht mutlos und sorgenvoll in die Zukunft blicken. Doch für uns Christen ist die Passionszeit auch eine Zeit der Hoffnung, denn sie erinnert uns auch daran, dass aus dem Verzicht, aus dem Leid etwas Neues entstehen kann, denn am Ende steht die Auferstehung Jesu: der Sieg des Lebens über den Tod; der Sieg der Hoffnung über die Verzagtheit.
Lassen wir uns doch in diesen Wochen anstecken, den Dingen, die uns verzagen lassen, ganz bewusst auch Gedanken der Hoffnung entgegenzusetzen; Gedanken der Zuversicht trotz allem Leid; Gedanken der Hoffnung, dass aus Resignation neuer Mut wachsen kann.
Eine besinnliche und gesegnete Passionszeit wünscht Ihnen Ihr Pfarrer Jörg Herrmann,ev. Kirchengemeinde Feuchtwangen