Wort für die Woche

Pfarrerin Daniela Bachmann
Bildrechte Kirchengemeinde Feuchtwangen

„Seid Täter des Worts und nicht Hörer allein; sonst betrügt ihr euch selbst.“ (Jakobusbrief 1,22)

Welche Rolle spielt es, was wir tun? Bei mir trifft der Monatsspruch für den Oktober einen wunden Punkt. Ich frage mich schon lange: Ist dieser Selbstbetrug, von dem im Jakobusbrief die Rede ist, womöglich ein typisch evangelisches Problem?

Martin Luther mochte den Jakobusbrief nämlich nicht. Er nannte ihn eine „stroherne Epistel“ und stellte ihn in seiner Bibelübersetzung weit nach hinten. Luther kämpfte sein Leben lang gegen die „Werkerei“: Die Angst, sich Gottes Liebe mit guten Taten verdienen zu müssen, hatte ihn als jungen Menschen geradewegs in den Burn-Out getrieben. So wurde für ihn die unverdiente Gnade Gottes zum Kern des Evangeliums. Nicht das Tun soll an erster Stelle stehen, sondern das Vertrauen auf Jesus Christus!

Was Luther nicht mehr erlebt hat: Die Bequemlichkeitsfalle. In vielen Köpfen wurde Gott zuerst gnädig und vergebend, dann aber irgendwie auch harmlos und gleichgültig. Gottes Gerechtigkeit fiel unter den Tisch, seine Liebe war nicht mehr Ansporn und Lebensaufgabe, sondern nur noch ein halbvergessenes Schlaflied der Kindheit.

Wir leben in anderen Zeiten als Martin Luther. Niemand hat bei uns solche Angst vor Gott wie sie im Mittelalter herrschte. Wenige rechnen damit, sich einmal vor Gott zu verantworten. Die meisten sind sich nicht einmal bewusst, dass sie durch ihre Kirchensteuern täglich andere unterstützen. Aber auch heute gibt es viel Engagement in den Kirchengemeinden! Nicht mehr aus Angst, im Gegenteil: Im gemeinsamen Einsatz wird Gottes Gnade greifbar und konkret.

Und wie ist das bei Ihnen? Lassen Sie uns in diesem Oktober darüber nachdenken: Welche Rolle spielt das Tun in meinem Glauben? Arbeit und Stress haben wir genug, aber was davon tun wir für Gott? Was dient seinem Wort, seiner Gerechtigkeit, seinem Frieden?
„Seid Täter des Worts und nicht Hörer allein; sonst betrügt ihr euch selbst.“