Wort für die Woche

Dekanin Uta Lehner
Bildrechte Kirchengemeinde Feuchtwangen

Liebe Leserin, lieber Leser,

wie ordentlich ist Ihre Wohnung? Hat alle seinen festen Platz, an den es gehört? Ist sie penibel aufgeräumt oder liegen manche Dinge einfach herum? Bei Besuchen, z.B. bei jungen Familien, erlebe ich immer wieder: Menschen entschuldigen sich, dass ihre Wohnung nicht in Ordnung ist. Nicht alles ist perfekt an seinem Platz. Manchmal schaue ich mich dann um und staune, wie akkurat die Wohnung dennoch ist. Ich staune und überlege. Wie viel Kraft kostet es junge Eltern, diese Ordnung aufrecht zu erhalten?

Dabei – um ehrlich zu sein – genieße ich es, in eine Wohnung zu kommen, die nicht aufgeräumt ist. In der LEGO oder DUPLO-Steine auf dem Boden liegen oder ein Zeitungstapel auf der Sitzbank. Vielleicht ist sogar ein Fleck auf dem Tisch ist, an dem eben noch ein Kind etwas gegessen hat. Es sind Wohnungen, in denen ich den Alltag der Menschen entdecken kann. Da wird gelebt. Als Pfarrerin darf ich einen kleinen Moment an diesem Leben teilhaben.

 

Und Gott? Er kommt in unser Leben. Er kommt in die Wohnung unseres Herzens. Auch diese Wohnung ist nicht immer aufgeräumt. Manche Erlebnisse tragen wir mit uns herum und sie finden keinen rechten Platz. Anderes liegt oben auf und muss dringend erledigt werden. Wieder anderes schieben wir beiseite und schließen es weg.

Gott kommt in den Alltag unseres Lebens. Er erwartet keine perfekte Herzenswohnung. Er möchte nicht Gast in einem Schauzimmer sein. Er möchte teilhaben an unserem Leben. Zu diesem Leben gehören alle Seiten. Gott nimmt eine jede und einen jeden so an. Wir dürfen ihn einladen in unser unaufgeräumtes Herz. Als die Menschen, die wir sind. Und wir dürfen darauf vertrauen, dass wir dann eine Hilfe haben, mit der Unordnung unseres umzugehen. Eine Hand die hilft, manchem einen Platz zu geben, anderes vielleicht auszusortieren oder weggeschobenes hervorzuholen und neu zu bewerten.

„Jesus Christus spricht: Kommt zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken“ (Matthäus 11,28)

Dekanin Uta Lehner